Faszination Samurai
Als Europäer hat man so seine Schwierigkeiten im Umgang mit Asiaten. Die höflichen Umgangsformen der Japaner, die Tischsitten der Chinesen und nicht zuletzt der Mundschutz, den viele Asiaten auch bei uns tragen, sind ungewohnt für uns. So wenig wir uns mit der Mentalität identifizieren können und das Wertesystem verstehen, so sehr faszinieren uns die alten Kulturen. TCM, die traditionelle chinesische Medizin mit Akupunktur und vielen anderen Techniken sind heute auch in Europa weit verbreitet. Das Jahrtausende alte Wissen um Energieflüsse und das Zusammenspiel der Kräfte im Körper übt eine Faszination auf uns aus. Auch andere Lebensbereiche wecken unser Interesse. So sind die japanischen Krieger des Mittelalters ein spannendes Thema. Während man von den Ninja wenig weiß, waren die Samurai bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Bestandteil der japanischen Gesellschaft. Die Faszination Samurai begründet sich aber in den Geschichten um die japanischen Ritter.
Ritter
Erstaunlich ist für uns Europäer die Entwicklung des mittelalterlichen Japans. Die Samurai sind dafür ein anschauliches Beispiel. Während die Ritter hierzulande fast unbeweglich in ihren Rüstungen in die Schlacht ritten und dafür mit eigenen Kränen in die Sättel gehoben werden mussten, sah das in Japan ganz anders aus. Die Samurai waren wendige und bewegliche Kämpfer, die trotz einer beeindruckenden Rüstung für verschiedenste Arten des Kampfes ausgebildet waren. Aus dem Galopp konnte ein Samurai bis zu 10 Pfeile pro Minute abfeuern. Ein Langbogen, aus Bambus gefertigt, sorgte für eine hohe Reichweite und sorgte wohl oft dafür, dass der Samurai gar nicht erst absteigen musste.
Ehrenkodex
In ihrem Ehrenkodex, dem Bushido, war geregelt, dass der Samurai loyal gegenüber seinem Herrn, tapfer, ständig kampfbereit und bestens ausgebildet war. Die Darstellung als ehrenhafte Ritter ist allerdings nicht ganz unbestritten. Im Laufe der Zeit entwickelten sich die Samurai zu Beamten. 1876 verloren sie ihre Privilegien und durften die beiden Schwerter, die bisher das Zeichen für ihren Stand waren, nicht mehr tragen. Legendär sind sie bis heute aufgrund ihrer sagenhaften Loyalität bis in den Tod.
Harakiri
Der rituelle Selbstmord der Samurai ist heute noch unter dem Namen Harakiri ein Begriff. Eigentlich hieß die Zeremonie Hara-wo-kiri und auch das klassische Bild des Samurai, der sich das Schwert in den Bauch stößt, passte ursprünglich nicht. Der Bauch wurde von links nach rechts aufgeschnitten. Danach erfolgte ein Schwerthieb in den Nacken, den ein Helfer ausführte. Erst später wurde das Hara-wo-kiri abgeändert und die heute in Hollywood-Filmen dargestellte Variante, bei der sich der Samurai das Schwert in den Bauch sticht, praktiziert. Harakiri war eine Möglichkeit die eigene Ehre zu retten. Nach einer Niederlage, oder um sich einer Entscheidung zu widersetzen, war der Selbstmord die einzig richtige Wahl.
Die Waffen der Samurai
Die Samurai kämpften mit verschiedenen Waffen. In erster Linie kam ein Langbogen zum Einsatz. Als wahre Meister im Bogenschießen konnten Sie über weite Distanzen bis zu 100 Metern zuverlässig treffen. Auf dem Pferd kam außerdem der Speer zum Einsatz. Die lange Reichweite verschaffte dem Samurai im Kampf einen Vorteil und auch zu Fuß konnte ein ausgebildeter Samurai mit dem Speer kämpfen. Legendär sind die Schwerter der Samurai. Das Katana, das längere der beiden Schwerter, kam im Kampf zum Einsatz. Es wurde über Generationen weitergegeben und spielte für den Samurai ein bedeutende Rolle. Neben dem Katana trug der Samurai das kürzere Wakizashi. Beide Schwerter kamen im Kampf zum Einsatz und waren tödliche Waffen.
Samuraischwerter
Ein Samuraischwert ist ähnlich, wie ein Säbel gebogen. Es verfügt über eine scharfe Klinge und konnte im Kampf tiefe Wunden reißen und auch Gliedmaßen abtrennen. Das Samuraischwert entwickelte sich später zu einem Statussymbol. Nur die Angehörigen der Samurai durften zwei Schwerter tragen. Als Statussymbol waren die Waffen aufwändig gearbeitet und reichhaltig verziert. Dabei waren sowohl das Schwert selbst, als auch die Scheide teure Einzelstücke.
Hart wie Stahl
Die Herstellung eines Katana nahm mehrere Monate, bis zu einem Jahr in Anspruch. In etlichen Arbeitsstunden wurde der Stahl immer wieder erhitzt, gefaltet und abgekühlt. So entstand eine fast unzerstörbare Klinge, die ihre Schärfe über Jahre beibehielt. Das einstige Statussymbol der japanischen Samurai ist auch heute noch eine begehrte Waffe. Der japanische Schwertkampf Kenjutsu ist nicht nur in verschiedene moderne Kampfstile eingeflossen. Auch in seiner ursprünglichen Form wird das Katana heute noch eingesetzt. So kann man auch heute noch moderne Samuraischwerter, die nach alter Tradition gefertigt wurden, kaufen.
Handarbeit
Heute, wie damals, nimmt die Herstellung mehrere Monate in Anspruch. Dafür ist jedes Samuraischwert ein Unikat. Die Zeichnung des gefaltenen Stahl, die Scheide und der Griff können individuell gestaltet werden. Da moderne Europäer größer sind, als japanische Samurai im Mittelalter, sind auch die Klingen heute länger, als in den Originalen. Ansonsten entspricht das Samuraischwert des 21. Jahrhunderts immer noch den traditionellen Waffen der Samurai.
Bestandteile
Das wichtigste Element des Katana ist die Klinge. Die Länge wird an die Körpergröße angepasst, um es beim Schwertkampf optimal führen zu können. Der Griff wird kunstvoll mit einer Schnur umwickelt. Zwischen Klinge und Griff wird die Tsuba gesetzt. Das Stichblatt ist eine kleine Metallscheibe, die fest an der Klinge sitzt und im Kampf die Finger schützt. Das Schwert wird in der Saya, der traditionelle Schwertscheide aufbewahrt. Zu Zeiten der Samurai wurde es nur gezogen, um zu töten.
Großes Erbe
Die japanischen Traditionen und Kampfkünste üben auch heute noch eine unbeschreibtliche Faszination auf uns aus. Das bedingungslose gehorchen und die Treue bis in den ehrenvollen Tod sind für und kaum nachvollziehbare Werte. Die Bilder, die Hollywood von den Samurai zeichnet, tragen viel zur Faszination Samurai bei. Inwiefern die romantische Darstellung den Tatsachen entspricht, kann nicht abschließend geklärt werden. Dass es einen Ehrenkodex gab und die Samurai große Krieger mit gefährlichen Waffen waren, steht aber außer Frage. Die Tradition mit modernen Samuraischwertern fortzuführen und den Schwertkampf als sportliche Herausforderung zu betreiben, lässt den Geist der japanischen Kämpfer wieder aufleben und die Faszination Samurai spüren.
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